Ein Tässchen Salat gegen die Verkalkung
Eine tägliche Aufnahme von etwa 120 µg Vitamin K1, wie sie durch den Verzehr von grünem Blattgemüse und Kohl erreicht werden kann, schützt die Blutgefäße vor Atherosklerose. Eine Menge von 1,5 „Cups“ pro Tag sei ausreichend, so die Forschenden aus Australien.

Die Atherosklerose (ASVD, atherosclerotic vascular disease) ist die weltweit häufigste Todesursache. In Europa sterben jährlich vier Millionen Menschen an der „Verkalkung“ der Blutgefäße, die bislang nicht heilbar ist. Forschende aus Australien, wo alle zwölf Minuten ein Mensch an der Atherosklerose und ihren Folgen verstirbt, haben sich mit der Rolle von Vitamin K auf den Verlauf der Erkrankung beschäftigt. Sie begleiteten ältere Frauen über einen Zeitraum von 14 Jahren. Ziel dieser Studie war es, den Zusammenhang zwischen der Nahrungsaufnahme von Vitamin K1 und sowohl subklinischer Atherosklerose als auch klinischen ASVD-Ereignissen (Krankenhausaufenthalte und Mortalität) bei älteren Frauen zu untersuchen.
Sie fanden heraus: Etwa 1,5 „Cups“ grünes Blattgemüse oder Kohl pro Tag senken das Risiko, eine Atherosklerose zu entwickeln.
Die Ergebnisse wurden im European Journal of Nutrition publiziert.
Beobachtung über 14 Jahre
In die prospektive Kohortenstudie wurden 1.436 selbstständig lebende Frauen im Durchschnittsalter von 75,1 ± 2,7 Jahren eingeschlossen. Die Vitamin-K1-Zufuhr wurde mithilfe eines Fragebogens erfasst und mit einer regionalspezifischen Lebensmitteldatenbank analysiert. Im Jahr 2001 wurde bei 1.090 Teilnehmerinnen die Intima-Media-Dicke der A. carotis communis (CCA-IMT) als Marker für die subklinische Atherosklerose sonografisch gemessen. Die Unterschiede der CCA-IMT je ein Fünftel mehr Vitamin-K1-Aufnahme wurden schließlich ausgewertet und mit Ereignissen im Zusammenhang mit der atherosklerotischen Gefäßveränderung (Krankenhausaufenthalte und/oder Todesfälle) verknüpft.
Geringere Intima media-Dicke
Teilnehmerinnen mit der höchsten Vitamin-K1-Aufnahme (im Median 119 µg/Tag) wiesen im Vergleich zur niedrigsten Aufnahmestufe (im Median 49 µg/Tag) eine signifikant geringere mittlere Dicke der Intima media auf (−5,6 %, p < 0,001), was auf weniger ausgeprägte Atherosklerose hindeutet.
Ereignisse im Zusammenhang mit der Atherosklerose wurden im Langzeitverlauf bei
- 620 Frauen (43,1 Prozent) gefunden.
- Davon 497 (34,6 Prozent) Hospitalisierungen und
- 301 (20,9 Prozent) ASVD-bedingte Todesfälle.
Eine hohe Vitamin-K1-Zufuhr war dabei signifikant mit einem geringeren Risiko verbunden für
- ASVD-Gesamtereignisse (HR 0,71; 95 %-KI: 0,55–0,92) und
- ASVD-bedingte Mortalität (HR 0,57; 95 %-KI: 0,40–0,83)
- Für ASVD-bedingte Krankenhausaufenthalte zeigte sich ein nicht signifikanter Trend (HR 0,83; 95 %-KI: 0,63–1,11).
Fazit: 1,5 „Cups“ pro Tag für protektive Wirkung
Vitamin K1 (Phyllochinon) wird eine protektive Wirkung gegen vaskuläre Verkalkungen zugeschrieben. „Grünes Blattgemüse und Kreuzblüten-Gemüse wie Spinat, Grünkohl und Brokkoli enthalten Vitamin K1, das dazu beitragen kann, Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Gefäßverkalkung zu verhindern. Die gute Nachricht ist, dass dieses Gemüse leicht in Ihre täglichen Mahlzeiten integriert werden kann", erklärt Montana Dupuy, Studienleiterin an der Edith Cowan University (ECU) in Australien.
Die Einheit „Cups“ wird im europäischen Raum nicht verwendet und kann, da es eine Volumeneinheit ist, nicht ohne Weiteres in Gramm umgerechnet werden. Ein Cup entspricht etwa 240 Gramm, aber insbesondere voluminöses Gemüse wie Salat oder Spinat wiegt in der Menge von einem Cup deutlich weniger (etwa 20 Gramm). In unseren Breitengraden wird eher mit Portionsgrößen und Mengenangaben gearbeitet: Der Universität Mainz zufolge enthält beispielsweise 100 Gramm frischer, gegarter Spinat 288 µg Vitamin K, 100 Gramm gegarter Brokkoli 121 µg. Anschaulicher ausgedrückt: Eine normale Beilagenportion Brokkoli umfasst etwa 150 Gramm.
Vorschlag des Forscherteams: Einsatz in Pflegeeinrichtungen
Die Erkenntnisse könnten den Forschenden genutzt werden, um neuartige - besonders Vitamin K-haltige Lebensmittel herzustellen, die beispielsweise in Pflegeeinrichtungen zum Einsatz kommen. Dies könnte einen gesundheitspolitischen Einfluss haben, hoffen die Wissenschaftler aus Australien.
Originalpublikation:
Dupuy, M., Zhong, L., Radavelli-Bagatini, S. et al. Higher vitamin K1 intakes are associated with lower subclinical atherosclerosis and lower risk for atherosclerotic vascular disease-related outcomes in older women. Eur J Nutr 64, 171 (2025). https://doi.org/10.1007/s00394-025-03686-x
Vitamin K-Gehalt ausgewählter Lebensmittel, Universität Mainz