Nahrungsergänzungsmittel

Hochdosiert hat Vitamin D gesundheitiche Nachteile

Vitamin D, insbesondere in der Kombination mit Vitamin K, ist als frei verkäufliches Nahrungsergänzungsmittel im Handel erhältlich und wird teilweise in sehr hohen Mengen und ohne Spiegelkontrolle eingenommen. Das kann gesundheitliche Risiken bergen. Das BfR warnt in einer aktuellen Stellungnahme vor Bolusdosen von Vitamin D.
 

©ExQuisine/stock.adobe.com Serumwerte unter 30 nmol/l (12 ng/ml) stehen für eine mangelhafte Vitamin-D-Versorgung. Werte zwischen 50 und 75 nmol/l (20 - 30 ng(ml) werden als optimal angesehenen (Symbolbild).

Vitamin D bezeichnet eine Gruppe von über 50 Metaboliten, die sich in ihrer biologischen Aktivität stark unterscheiden. Die beiden Hauptformen sind Cholecalciferol (D3) und Ergocalciferol (D2). Vitamin D3 wird in der menschlichen Haut über Sonnenlicht gebildet und stammt aus tierischen Quellen (Eigelb, fetter Fisch). Vitamin D2 hingehen stammt aus pflanzlicher Nahrung (Pilze). Rein über die Ernährung kann der Mensch 10 bis 20 Prozent seines Vitamin-D-Bedarfs decken. 

Vitamin K2 und Vitamin D spielen eine Rolle bei der Aufrechterhaltung der Calciumhomöostase und der Knochenmineralisierung. Während Vitamin D den Serum-Calciumspiegel erhöht, fördert Vitamin K2 den Einstrom in die Knochen. Als Nahrungsergänzungsmittel (NEM) sind gerade höher dosierte Präparate beliebt, da die tägliche Einnahme entfällt. 

Untersuchung von Bolusgaben als NEM

Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat untersucht, ob die Einnahme von hochdosiertem Vitamin D (Bolusdosen) in größeren zeitlichen Abständen gesundheitliche Risiken birgt. Bewertet wurden im Handel erhältliche Produkte mit 

  • Vitamin D3 in einer Dosis von 175 µg (7000 I.E.) jeden 7. Tag
  • 250 µg (10.000 I.E.) Vitamin D in Kombination mit 200 µg K2 jeden 10. Tag und 
  • 500 µg (20.000 I.E.) j Vitamin D plus 200 µg Vitamin K jeden 20. Tag. 

Bislang gab es laut dem BfR keine Studien, die explizit die gesundheitlichen Effekte von Vitamin D in höherer Dosierung alle 7, 10 oder 20 Tage untersucht haben. Da die Halbwertszeit der Speicherform von Vitamin D (25-OH-D) mehr als 20 Tage beträgt, könnte die Gabe von 20.000 IE Vitamin D alle 20 Tage bei Personen mit bereits gutem Vitamin-D-Spiegel zu einer Erhöhung über 100 nm/l (40 ng/ml) führen. Solche Werte waren in Studien mit negativen gesundheitlichen Effekten gekoppelt.

Vermehrte Stürze und Frakturen

In verschiedenen Studien wurden teils extrem hohe Dosen Vitamin D bei älteren Personen getestet - mit unterschiedlichen zeitlichen Abständen. So interessierte sich eine Studie für die gesundheitlichen Aspekte von 60.000 IE Vitamin D vs. 24.000 IE einmal pro Monat für 12 Monate.  In der Gruppe mit 60.000 IE kam es trotz Erhöhung des Spiegels auf über 100 nmol/l (40 mg/ml) zu keiner Steigerung der Muskelkraft in der untergehen Extremität - außerdem war die Anzahl der Stürze erhöht. Auch eine Studie mit 500.000 IE einmal jährlich zeigte mehr Stürze und mehr Frakturen, die von den Stürzen unabhängig waren. Vermehrte Hüftfrakturen wurden bei Frauen gefunden, wenn sie einmal jährlich 300.000 Einheiten Vitamin D erhielten. Bei niedrigeren Dosierungen wurden zwar keine negativen Effekte, aber auch kein Nutzen festgestellt. 

Durch die Boulusgaben sind zudem starke Schwankungen der Serumspiegel zu erwarten. Bei einer Einnahme von 10.000 IE Vitamin D jeden zehnten Tag oder 7000 IE jeden siebten Tag besteht keine Wahrscheinlichkeit für die Erhöhung der Serumspiegel über 100 nm/l (40 ng/ml). 

Kombination mit Vitamin K bisher ohne nachgewiesenen Effekt

Ob die Kombination von Vitamin D und Vitamin K gesundheitliche Vorteile bringt, ist bislang noch nicht ausreichend in Studien untersucht worden, gibt das BfR zu Bedenken. Vitamin K2 hat eine 3,5-fache Potenz von Vitamin K1, die Wirkung von Antikoagulanzien von Cumarin-Typ abzuschwächen. Schwankungen im Vitamin-K-Spiegel sollten daher von Personen, die Vitamin-K-Antagonisten einnehmen, vermieden werden. Für diese Personengruppen besteht also eine gesundheitliche Gefahr bei Einnahme höherer Dosen der Kombinationspräparate.

Tägliche Gabe ist zu bevorzugen

Das BfR empfiehlt, als NEM eine tägliche Gabe zu bevorzugen. Bei Bolusgabe bestehe bei ausreichend versorgten Personen das Risiko, erhöhte Serumspiegel zu erreichen. Außerdem erhöhe sich das Risiko für Einnahmefehler bei Gabe von Präparaten, die alle 7, 10 oder 20 Tage eingenommen werden müssten. Als Höchstmenge rät das BfR zu 20 µg (800 I.E) täglich, da hier unter Berücksichtigung anderer Vitamin-D-Quellen keine Überdosierungen zu erwarten seien. Und: Die Kombination mit Vitamin K ist nicht ausreichend untersucht worden.

Die Empfehlungen gelten nicht für nachgewiesene Mangelzustände oder bei bestimmten Erkrankungen, bei denen Vitamin D ärztlich verordnet wurde. 

 

Stellungnahme 031/25 BfR

Bei den folgenden Kommentaren handelt es sich um die Meinung einzelner änd-Mitglieder. Sie spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.

Zugang nur für Ärzte. Melden Sie sich an oder registrieren Sie sich, um die Community-Diskussion zu sehen.

Im Fokus – Fakten und Hintergründe

Krankenhausreform

MB sorgt sich um ärztliche Weiterbildung – und macht eigene Vorschläge

Der Marburger Bund ist besorgt, dass die ärztliche Weiterbildung durch die Klinikreform Schaden nimmt und fordert ein Gegensteuern im entsprechenden Anpassungsgesetz. Die Ärztegewerkschaft legt dazu eigene Vorschläge vor.

Bayern

Beitragsstreit immer skurriler– Kammer sagt Pressekonferenz ab

Nach einem Jahr Streit um Kammerbeiträge für Ruhestandsärzte spitzt sich die Lage vor dem 84. Bayerischen Ärztinnen- und Ärztetag zu. Ein Roundtable zwischen Kammerführung und Klägervertretern blieb ohne Annäherung – und die BLÄK sagt kurzfristig ihre traditionelle Pressekonferenz ab.

Direkter Facharztzugang und GOÄ-Abrechnung

BFAV und IKK schieben neues Vertragsmodell an

Auch in Zukunft kann für GKV-Versicherte der direkte Zugang zum Facharzt möglich sein – und eine Abrechnung über die GOÄ: Eine Krankenkasse aus dem hohen Norden und ein Facharztverband aus dem Süden stellen in diesen Tagen ein neues Vertragsmodell vor, das nach Auffassung der Beteiligten „ein neues Zeitalter für GKV-Versicherte“ einläuten könnte.

SMC-B-Karten und eHBA

Medisign-Kunden brauchen Geduld

Wer bei Medisign eine neue SMC-B-Karte oder einen elektronischen Heilberufsausweisen (eHBA) bestellt, braucht aktuell viel Geduld: Es komme zu verlängerten Lieferzeiten, so der Kartenhersteller. Die KVNO kritisiert „unverhältnismäßig lange Bearbeitungszeiten“.

änd-Umfrage

Ein Viertel der Praxen braucht IGeL zum Überleben

Für nicht wenige Vertragsärztinnen und -ärzte spielen Individuelle Gesundheitsleistungen eine so große Rolle – wenn sie diese nicht anbieten würden, könnte die Praxis wirtschaftlich nicht überleben. Das zeigt eine neue änd-Umfrage. Zwei Fachgruppen sind demnach besonders auf Selbstzahlerleistungen angewiesen.

Impfstoff Apexxnar

Drohende Regresse im Saarland abgewendet – aber nicht für alle Praxen

Drohende Regresse im Zusammenhang mit Pneumokokken-Impfungen hatten zuletzt Hausärztinnen und Hausärzte in mehreren Bundesländern in Aufruhr versetzt, so auch im Saarland. Dort haben KV und AOK nun offenbar eine Einigung erzielt.

Pflichtstart der ePA

Trotz Technikpanne – Gematik zieht positive Bilanz

Gleich am ersten Tag der verpflichtenden Nutzung der elektronischen Patientenakte kam es zu technischen Problemen. Die Gematik verweist jedoch auf eine schnelle Behebung und hebt hervor, dass die ePA längst im Versorgungsalltag angekommen sei.

Zi-Studie

„Die Hausarztpraxis ist der zentrale Ort der Akutversorgung“

Die Bedeutung der hausärztlichen Versorgung werde bei der Diskussion um die Einrichtung von Integrierten Notfallzentren (INZ) nicht ausreichend bedacht, kritisiert das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Dabei würden die meisten Akutfälle abschließend in Hausarztpraxen behandelt.

Ungewöhnliche Allianz

KBV und Kassen ziehen gegen versicherungsfremde Leistungen ins Feld

Selten stehen Ärzte und Krankenkassen so geschlossen Seite an Seite: In einem gemeinsamen Appell verlangen die KBV und der GKV-Spitzenverband von der Bundesregierung, milliardenschwere versicherungsfremde Leistungen aus der GKV-Finanzierung herauszulösen.

Verordnung von Prostatakrebs-Medikamenten

BvDU warnt vor „existenzbedrohenden“ Regressen für Urologie-Praxen

Nach Angaben des Berufsverbandes Urologie gibt es derzeit eine Reihe von Regress-Prüfverfahren gegen Urologie-Praxen im Zusammenhang mit der Verordnung von Zytiga und Abirasolon. Der BvDU sieht darin eine Existenzbedrohung für Praxen. Von Kassenseite ist hingegen zu hören, sie hätten die Praxen frühzeitig informiert.

KVWL-Jahreskongress 2025

Patientensteuerung: KVWL setzt auf Verbindlichkeit und Eigenverantwortung

Beim Jahreskongress der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe rückte die Zukunft der Patientensteuerung in den Fokus. Im Mittelpunkt standen verbindlichere Terminvergaben, eine verpflichtende Kontaktaufnahme über die Terminservicestelle und eine engere Verzahnung mit der Notrufnummer 112.

Digitalisierung im Gesundheitswesen

„Digitale Frustration ist weit verbreitet“

Fehlende Schulungen, unklare Zuständigkeiten und komplizierte Software – die Halbzeitbilanz des Forschungsprojekts HowToDigital zeigt, warum die digitale Transformation im Gesundheitswesen stockt. Die Forschenden fordern ein Umdenken: Technik allein reiche nicht.

Primärarztdebatte:

SpiFa-Hauptgeschäftsführer plädiert für GOÄ-Rechnung statt “All-Inklusive-Aufschlag”

Ein gesonderter Facharzttarif, mit dem sich GKV-Versicherte für 200 bis 350 Euro im Jahr den direkten Zugang zum Facharzt erhalten können – der Vorschlag aus der KBV machte in dieser Woche Schlagzeilen. Für Irritation sorgte der Vorstoß beim Spitzenverband der Fachärzte (SpiFa).

ePA-Pflicht ab 1. Oktober

Reinhardt: „Mit jedem Eintrag wächst ihr Wert“

Ab 1. Oktober 2025 wird die elektronische Patientenakte (ePA) Pflicht. Befürworter sehen darin einen entscheidenden Schritt für bessere Behandlungskoordination und die Vermeidung unnötiger Doppeluntersuchungen. Zugleich betonen sie, dass der volle Nutzen nur durch eine konsequente Nutzung und kontinuierliche Weiterentwicklung der ePA erreicht werden kann.

CSU-Politikerin Zeulner

„Dürfen weder Beitragserhöhungen noch Leistungs­kürz­ungen als alternativlos hinnehmen“

Beitragserhöhungen oder Leistungskürzungen sind für Emmi Zeulner kein Ausweg aus der GKV-Krise. Die CSU-Abgeordnete und gelernte Krankenpflegerin fordert im änd-Interview Strukturreformen. Ein Primärversorgungssystem mit mehr Verantwortung für Pflegekräfte ist aus ihrer Sicht ein wichtiger Baustein, um Versorgungsqualität zu sichern und Beiträge langfristig stabil zu halten.

Neue Berufsbilder in der Praxis

Von der MFA zur Primary Care Managerin

35 Jahre lang war Kerstin Petermann in einer Hausarztpraxis in Bamberg als Medizinische Fachangestellte (MFA) tätig. Heute arbeitet sie dort als Primary Care Managerin und entlastet ihren Chef Dr. Christoph Ende bei medizinischen und Managementaufgaben.

Acht Millionen Euro Schadenersatz

KVWL verklagt Ex-Vorstand Thomas Müller

Schwer hatten verlustbringende Finanzanlagen in Gewerbeimmobilien die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) getroffen. Jetzt zieht sie gegen ihr eigenes, ehemaliges Vorstandsmitglied vor Gericht.

dm-Chef verteidigt Gesundheitsleistungen in Drogerie:

„Entscheidend ist, ob der Kunde einen Wert für sich erkennt“

Augenärztliche Untersuchungen, Hautanalysen und Bluttests zwischen Shampoo und Windeln: dm probiert aus, was im deutschen Gesundheitswesen bislang undenkbar schien. Im Interview mit dem änd verteidigt dm-Chef Christoph Werner das Modell – und erklärt, warum er Drogerien künftig als Teil der Gesundheitsversorgung sieht.

Kolumne

Darf man seine Praxis an einen Investor verkaufen?

Ist es moralisch in Ordnung, die eigene Praxis an einen Investor oder eine Klinikkette zu verkaufen? änd-Kolumnist Dr. Matthias Soyka beschäftigt sich heute mit dieser Frage - und hat einen Tipp für die Kollegen.

Hausärztinnen- und Hausärztetag

Algorithmen in der Praxissoftware sollen bei Regressgefahr warnen

Der Hausärztetag fordert die Eindämmung der „Regressflut" der Kassen. Neben einer Aufwandsentschädigung bei unbegründeten Prüfanträgen müsse es auch Algorithmen geben, die Ärzte in der Praxissoftware vor Regressfallen warnen.

Wofür steht der änd?

Mehr als 50.000 Ärzte lesen, diskutieren und teilen ihr Wissen. Kostenlos anmelden Nur für Ärzte!

Kollegenfragen - Diagnose und Behandlung

Sie brauchen einen Rat oder haben Antwort auf die Fragen eines Kollegen? Machen Sie mit

Jetzt Fragen stellen