Hochdosiert hat Vitamin D gesundheitiche Nachteile
Vitamin D, insbesondere in der Kombination mit Vitamin K, ist als frei verkäufliches Nahrungsergänzungsmittel im Handel erhältlich und wird teilweise in sehr hohen Mengen und ohne Spiegelkontrolle eingenommen. Das kann gesundheitliche Risiken bergen. Das BfR warnt in einer aktuellen Stellungnahme vor Bolusdosen von Vitamin D.

Vitamin D bezeichnet eine Gruppe von über 50 Metaboliten, die sich in ihrer biologischen Aktivität stark unterscheiden. Die beiden Hauptformen sind Cholecalciferol (D3) und Ergocalciferol (D2). Vitamin D3 wird in der menschlichen Haut über Sonnenlicht gebildet und stammt aus tierischen Quellen (Eigelb, fetter Fisch). Vitamin D2 hingehen stammt aus pflanzlicher Nahrung (Pilze). Rein über die Ernährung kann der Mensch 10 bis 20 Prozent seines Vitamin-D-Bedarfs decken.
Vitamin K2 und Vitamin D spielen eine Rolle bei der Aufrechterhaltung der Calciumhomöostase und der Knochenmineralisierung. Während Vitamin D den Serum-Calciumspiegel erhöht, fördert Vitamin K2 den Einstrom in die Knochen. Als Nahrungsergänzungsmittel (NEM) sind gerade höher dosierte Präparate beliebt, da die tägliche Einnahme entfällt.
Untersuchung von Bolusgaben als NEM
Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat untersucht, ob die Einnahme von hochdosiertem Vitamin D (Bolusdosen) in größeren zeitlichen Abständen gesundheitliche Risiken birgt. Bewertet wurden im Handel erhältliche Produkte mit
- Vitamin D3 in einer Dosis von 175 µg (7000 I.E.) jeden 7. Tag
- 250 µg (10.000 I.E.) Vitamin D in Kombination mit 200 µg K2 jeden 10. Tag und
- 500 µg (20.000 I.E.) j Vitamin D plus 200 µg Vitamin K jeden 20. Tag.
Bislang gab es laut dem BfR keine Studien, die explizit die gesundheitlichen Effekte von Vitamin D in höherer Dosierung alle 7, 10 oder 20 Tage untersucht haben. Da die Halbwertszeit der Speicherform von Vitamin D (25-OH-D) mehr als 20 Tage beträgt, könnte die Gabe von 20.000 IE Vitamin D alle 20 Tage bei Personen mit bereits gutem Vitamin-D-Spiegel zu einer Erhöhung über 100 nm/l (40 ng/ml) führen. Solche Werte waren in Studien mit negativen gesundheitlichen Effekten gekoppelt.
Vermehrte Stürze und Frakturen
In verschiedenen Studien wurden teils extrem hohe Dosen Vitamin D bei älteren Personen getestet - mit unterschiedlichen zeitlichen Abständen. So interessierte sich eine Studie für die gesundheitlichen Aspekte von 60.000 IE Vitamin D vs. 24.000 IE einmal pro Monat für 12 Monate. In der Gruppe mit 60.000 IE kam es trotz Erhöhung des Spiegels auf über 100 nmol/l (40 mg/ml) zu keiner Steigerung der Muskelkraft in der untergehen Extremität - außerdem war die Anzahl der Stürze erhöht. Auch eine Studie mit 500.000 IE einmal jährlich zeigte mehr Stürze und mehr Frakturen, die von den Stürzen unabhängig waren. Vermehrte Hüftfrakturen wurden bei Frauen gefunden, wenn sie einmal jährlich 300.000 Einheiten Vitamin D erhielten. Bei niedrigeren Dosierungen wurden zwar keine negativen Effekte, aber auch kein Nutzen festgestellt.
Durch die Boulusgaben sind zudem starke Schwankungen der Serumspiegel zu erwarten. Bei einer Einnahme von 10.000 IE Vitamin D jeden zehnten Tag oder 7000 IE jeden siebten Tag besteht keine Wahrscheinlichkeit für die Erhöhung der Serumspiegel über 100 nm/l (40 ng/ml).
Kombination mit Vitamin K bisher ohne nachgewiesenen Effekt
Ob die Kombination von Vitamin D und Vitamin K gesundheitliche Vorteile bringt, ist bislang noch nicht ausreichend in Studien untersucht worden, gibt das BfR zu Bedenken. Vitamin K2 hat eine 3,5-fache Potenz von Vitamin K1, die Wirkung von Antikoagulanzien von Cumarin-Typ abzuschwächen. Schwankungen im Vitamin-K-Spiegel sollten daher von Personen, die Vitamin-K-Antagonisten einnehmen, vermieden werden. Für diese Personengruppen besteht also eine gesundheitliche Gefahr bei Einnahme höherer Dosen der Kombinationspräparate.
Tägliche Gabe ist zu bevorzugen
Das BfR empfiehlt, als NEM eine tägliche Gabe zu bevorzugen. Bei Bolusgabe bestehe bei ausreichend versorgten Personen das Risiko, erhöhte Serumspiegel zu erreichen. Außerdem erhöhe sich das Risiko für Einnahmefehler bei Gabe von Präparaten, die alle 7, 10 oder 20 Tage eingenommen werden müssten. Als Höchstmenge rät das BfR zu 20 µg (800 I.E) täglich, da hier unter Berücksichtigung anderer Vitamin-D-Quellen keine Überdosierungen zu erwarten seien. Und: Die Kombination mit Vitamin K ist nicht ausreichend untersucht worden.
Die Empfehlungen gelten nicht für nachgewiesene Mangelzustände oder bei bestimmten Erkrankungen, bei denen Vitamin D ärztlich verordnet wurde.