Wie kann man die Exposition vermeiden?
Durch die Größe von weniger als 200 Nanometer können Nanoplastikeilchen die Blut-Hirn-Schranke überwinden und womöglich eine Demenz begünstigen. Mit welchen Maßnahmen kann man die Aufnahme verringern?
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Vor allem hochprozessierte Lebensmittel und Wasser in Plastikflaschen enthalten große Mengen Mikro-und Nanopartikel. Die Autoren empfehlen dringend, solche Lebensmittel zu vermeiden und darüberhinaus auf Plastikbehäöter zu verzichten. (Symbolbild)
Schätzungsweise werden jedes Jahr 30 bis 40 Millionen Tonnen Mikro- und Nanoplastikteilchen (MNPs) in die Umwelt freigesetzt, und bis zum Jahr 2040 wird sich diese Zahl wohl verdoppelt haben. Mikroplastik wurde auf dem Meeresboden ebenso gefunden wie in den Bergen, da es durch Wasser, Wind und Wetter verteilt wird. Die Menschen nehmen es durch die Nahrung auf und inzwischen ist bekannt, dass der menschliche Körper MNP's in nahezu allen Organen enthält.
Auswirkungen auf die Gesundheit
Anhand von Zellstudien wird vermutet, dass MNPs zu oxidativem Stress, Inflammation, verändertem Metabolismus, Dysfunktion des Immunsystems, eingeschränkter Zellproliferation, abnormaler Organentwicklung und Krebs führen können. Beispielweise wurden auch bei Menschen mit Arteriosklerose MNPs in den Plaques gefunden, berichtete das The New England Journal of Medicine. Dies führe zu einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und einem Anstieg der Gesamtmortalität.
Eine Studie zeigte außerdem, dass Mikro- und Nanoplastik (MNPs) in der Menge, die einem Plastiklöffel gleicht, in menschlichen Gehirnen vorhanden ist. Der änd berichtete darüber. Die Menge an MNPs sei bei Menschen mit Demenz drei- bis fünfmal höher gewesen als bei neurologisch gesunden Patientinnen und Patienten. Studien an Mäusen haben außerdem gezeigt, dass eine achtwöchige Exposition zu einem Lern- und Erinnerungsdefizit führt.
Außerdem konnte gezeigt werden, dass im Gehirn 7- bis 30-mal mehr Mikroplastik vorhanden war als in anderen Organen wie Nieren oder Leber. Womöglich fördern MNPs die Mikroinflammation und eine Schwächung der Blut-Hirn-Schranke, sodass weitere Mikroplastikteilchen ins Gehirn aufgenommen werden.
Aufnahme von Mikroplastik reduzieren
Nun erschien ein kommentierender Artikel, der auf die Möglichkeiten hinweist, wie man die Aufnahme von Mikroplastik reduzieren kann. Die Autorinnen und Autoren empfehlen:
- Wechsel von Plastikflaschen zu Glasflaschen oder Leitungswasser: Eine große Rolle spielen laut den Autoren Wasserflaschen aus Plastik. Durch Wechsel auf Leitungswasser könne die Exposition zu 90 Prozent reduziert werden.
- Keine Plastik-Teebeutel verwenden: Jedes Aufbrühen setze Millionen von Mikro- und Nanoplastikteilchen frei.
- Lebensmittel nicht in Plastikbehältern erwärmen: Das Aufwärmen vor allem in der Mikrowelle löse große Mengen Mikro- und Nanoplastik, das dann in die Nahrung gelange. Und zwar zwischen 4,22 Millionen und 2,11 Milliarden Partikel pro Quadratzentimeter in nur drei Minuten.
- Auch sollten Lebensmittel besser in Edelstahl- oder Glasbehältern aufbewahrt werden, anstatt in Plastiktöpfen. Schon alleine eine lange Lagerung in Plastikbehältern bei Raumtemperatur oder im Kühlschrank führe zu erheblichen Freisetzungen von Plastik.
- Hochprozessierte Nahrung vermeiden: Stark verarbeitete Lebensmittel (beispielweise Chicken Nuggets) enthalten laut den Autorinnen und Autoren etwa 30-mal mehr Mikroplastik als wenig verarbeitete Nahrungsmittel.
- HEPA-Filter einsetzen: High-Efficiency Particulate Air-Filter können dem Autorenteam zufolge bis zu 99,97 Prozent der Partikel in der Luft bis zu 0,3 μm entfernen, einschließlich vieler Mikroplastikarten. Dies könnte die Inhalationsexposition signifikant reduzieren, die bei erwachsenen Männern auf bis zu 62.000 Partikel pro Jahr geschätzt wird.
Möglicherweise kann man MNPs ausschwitzen
Es gibt Hinweise darauf, dass Organismen Möglichkeiten haben, die MNP's wieder auszuscheiden. Möglicherweise könne man die Partikel ausschwitzen, sagen die Forschenden. Oder über den Stuhl und Urin verlieren. In Studien an Fischen konnte gesehen werden, dass sich der Gehalt an Mikroplastik im Gehirn innerhalb von 70 Tagen um 75 Prozent reduzierte.
Doch das Autorenteam warnt: Es brauche mehr Studien zu dem Thema, einschließlich der Festlegung klarer Expositionsgrenzen und der Bewertung der langfristigen gesundheitlichen Folgen der Mikroplastikakkumulation.
Bis dahin scheint nur der Versuch, die Exposition gering zu halten, wirksam zu sein.
Originalpublikation:
Fabiano N, Luu B, Puder D. Human microplastic removal: what does the evidence tell us?. Brain Medicine. Published online March 04, 2025.
doi: 10.61373/bm025c.0020