Handy und Hämorrhoiden

Besser ohne Smartphone auf die Toilette gehen

Manche Studien verändern nicht die Welt, sind aber für den Alltag und die banalen Fragen des Lebens dennoch interessant. Zu diesen Studien gehört auch eine aus den USA, die herausfand, dass Smartphone-Nutzung auf der Toilette das Risiko für Hämorrhoiden erhöht.

©Kawee/stock.adobe.com Auch aus hygienischer Sicht nicht empfehlenswert. Noch riskanter sind Smartphones auf Krankenhaustoiletten, da sich hier resistente Keime verbreiten können (Symbolbild).

Das Smartphone mit auf die Toilette zu nehmen, ist heute weit verbreitet - sei es, um Nachrichten zu lesen, in sozialen Medien zu interagieren oder Zeit für sich zu haben. Ob dieses Verhalten gesundheitliche Konsequenzen hat, fragte sich eine Forschergruppe aus den USA. Sie untersuchten, ob die Nutzung des Smartphones auf dem stillen Örtchen mit einem erhöhten Risiko für Hämorrhoiden einhergeht. Denn eine verlängerte Sitzdauer auf der Toilette gilt als Risikofaktor für Hämorrhoiden - eine Erkrankung, die in Deutschland bei etwa 3,3 Millionen Menschen neu auftritt. 80 Prozent der Erwachsenen sind irgendwann in ihrem Leben einmal von den varikösen Erweiterungen der Enddarmvenen betroffen. 

Veröffentlicht wurde die Studie in PLOS one. 

Befragung von Personen mit Screening-Koloskopie

Die Forschenden führten eine Querschnittsntersuchung bei 125 Erwachsenen durch, die sich einer Screening-Koloskopie unterzogen. Alle Teilnehmenden beantworteten Fragebögen zu ihren demografischen Variablen und zu Smartphone-Gewohnheiten während des Toilettengangs. Außerdem wurden Fragen zu gastrointestinalen Beschwerden (Rome-IV-Kriterien) sowie Risikofaktoren wie Pressverhalten, Ballaststoffaufnahme und körperlicher Aktivität abgefragt. Das Vorliegen von Hämorrhoiden wurde endoskopisch erfasst und von zwei verblindeten Endoskopikern unabhängig bewertet.

Zwei Drittel nutzen das Handy auf dem Klo

  • Die Analyse zeigte, dass 66 Prozent der Befragten auf der Toilette ihre Smartphones nutzten.
  • Die häufigsten Smartphone-Aktivitäten auf der Toilette waren das Lesen von Nachrichten (54,3 Prozent) und die Nutzung sozialer Medien (44,4 Prozent).
  • Diese Gruppe war im Mittel jünger als die Teilnehmenden, die ohne Handy auf der Toilette waren (55,4 vs. 62,1 Jahre, p = 0,001).
  • Zudem verbrachten Smartphone-Nutzerinnen und Nutzer signifikant mehr Zeit auf der Toilette: 37,3 Prozent von ihnen verweilten pro Toilettengang länger als fünf Minuten, im Vergleich zu nur 7,1 Prozent der Nicht-Nutzerinnen und Nutzer (p = 0,006).
  • Diejenigen Nutzerinnen und Nutzer, die ihr Smartphone auf der Toilette häufiger verwendeten, waren auch im Alltag weniger körperlich aktiv, was für eine mögliche Technikaffinität und mehr sitzende Tätigkeiten. 

Endoskopisch konnten bei 43 Prozent der Teilnehmenden Hämorrhoiden nachgewiesen werden. In einer multivariaten logistischen Regressionsanalyse zeigte sich, dass die Nutzung von Smartphones auf der Toilette mit einem 46 Prozent erhöhten Risiko für Hämorrhoiden assoziiert war (p = 0,044), auch nach Adjustierung für Alter, Geschlecht, BMI, Bewegung, Pressen und Ballaststoffzufuhr.

Unabhängiger Risikofaktor für Hämorrhoiden: Smartphone

Die Ergebnisse legen nahe, dass Smartphone-Gebrauch auf der Toilette über eine verlängerte Sitzdauer ein unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung von Hämorrhoiden sein könnte. Das Sitzen an sich, beispielsweise auf der Couch oder einem Stuhl, ist hingehen nicht mit vermehrten Hämorrhoiden verbunden, da die Sitzplätze eine gewisse Unterstützung bieten, während der Beckenboden auf dem Toilettensitz „durchhängt“. 

Anhand der Daten kann allerdings nicht unterschieden werden, ob die Smartphone-Nutzung ursächlich zur Entwicklung von Hämorrhoiden beiträgt oder ob die Betroffenen mit bereits bestehenden Beschwerden (z. B. erhöhtem Stuhldrang, verlängerten Toilettenaufenthalten) eher zu einer intensiveren Smartphone-Nutzung neigen - zumal Hämorrhoiden weit verbreitet sind. 

Für die klinische Praxis bedeutet dies, dass bei Patientinnen und Patienten mit Hämorrhoidalleiden auch das Toilettenverhalten – inklusive Smartphone-Nutzung – erfragt und thematisiert werden sollte. Das Handy beiseite zu legen, wäre eine einfache Form der Risikoreduktion. 



Originapublikation:
Chethan Ramprasad, Colin Wu, Jocelyn Chang, Vikram Rangan, Johanna Iturrino, Sarah Ballou, Prashant Singh, Anthony Lembo, Judy Nee, Trisha Pasricha, Smartphone use on the toilet and the risk of hemorrhoids Published: September 3, 2025, https://doi.org/10.1371/journal.pone.0329983

 

Bei den folgenden Kommentaren handelt es sich um die Meinung einzelner änd-Mitglieder. Sie spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.

Zugang nur für Ärzte. Melden Sie sich an oder registrieren Sie sich, um die Community-Diskussion zu sehen.

Im Fokus – Fakten und Hintergründe

Neue Berufsbilder in der Praxis

Von der MFA zur Primary Care Managerin

35 Jahre lang war Kerstin Petermann in einer Hausarztpraxis in Bamberg als Medizinische Fachangestellte (MFA) tätig. Heute arbeitet sie dort als Primary Care Managerin und entlastet ihren Chef Dr. Christoph Ende bei medizinischen und Managementaufgaben.

Acht Millionen Euro Schadenersatz

KVWL verklagt Ex-Vorstand Thomas Müller

Schwer hatten verlustbringende Finanzanlagen in Gewerbeimmobilien die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) getroffen. Jetzt zieht sie gegen ihr eigenes, ehemaliges Vorstandsmitglied vor Gericht.

dm-Chef verteidigt Gesundheitsleistungen in Drogerie:

„Entscheidend ist, ob der Kunde einen Wert für sich erkennt“

Augenärztliche Untersuchungen, Hautanalysen und Bluttests zwischen Shampoo und Windeln: dm probiert aus, was im deutschen Gesundheitswesen bislang undenkbar schien. Im Interview mit dem änd verteidigt dm-Chef Christoph Werner das Modell – und erklärt, warum er Drogerien künftig als Teil der Gesundheitsversorgung sieht.

Kolumne

Darf man seine Praxis an einen Investor verkaufen?

Ist es moralisch in Ordnung, die eigene Praxis an einen Investor oder eine Klinikkette zu verkaufen? änd-Kolumnist Dr. Matthias Soyka beschäftigt sich heute mit dieser Frage - und hat einen Tipp für die Kollegen.

Hausärztinnen- und Hausärztetag

Algorithmen in der Praxissoftware sollen bei Regressgefahr warnen

Der Hausärztetag fordert die Eindämmung der „Regressflut" der Kassen. Neben einer Aufwandsentschädigung bei unbegründeten Prüfanträgen müsse es auch Algorithmen geben, die Ärzte in der Praxissoftware vor Regressfallen warnen.

Offener Brief an Warken

Ärzteorganisationen warnen vor Risiken geplanter Apothekenreform

Mehrere führende ärztliche Organisationen und Verbände haben in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsministerin Nina Warken vor den Plänen zur Apothekenreform gewarnt. Die Unterzeichner kritisieren insbesondere die geplante Möglichkeit, verschreibungspflichtige Medikamente künftig ohne ärztliche Verordnung abgeben zu lassen, und fordern Warken auf, die Pläne zu überdenken.

Staatssekretär Sorge

„BMG will Primärarztsystem im Gespräch mit Akteuren entwickeln“

Beim der Entwicklung eines Primärversorgungsmodells, sucht die Politik das Gespräch mit den Akteuren. Das betonte Gesundheitsstaatssekretär Tino Sorge (CDU) am Donnerstagabend.

HÄV-Delegiertenversammlung

Hausärztinnen und Hausärzte fordern schnelle GOÄ-Umsetzung

Eine zügige Umsetzung der neuen privatärztlichen Gebührenordnung GOÄ und die Abschaffung der Wirtschaftlichkeitsprüfungen fordert der Hausärztinnen- und Hausärztetag. Während sich das Gremium in seinen Botschaften an die Politik einig zeigt, gibt es intern Diskussionen – unter anderem um die Rolle von Einzelpraxen.

Primärarztsystem

HÄV-Chef will „kein Modell Schweizer Käse“

Das Primärarztsystem muss kommen und es darf nicht zerstückelt werden. Das fordert der Hausärzteverband. Mit einer Umfrage zeigt er, dass die Menschen dafür bereit wären.

Honorareinigung:

Orientierungswert steigt im Jahr 2026 um 2,8 Prozent

Einigung beim Honorar für 2026: Kassen und KBV haben sich am Mittwoch in Berlin in den jährlichen Finanzierungsverhandlungen auf eine Erhöhung des Orientierungswertes geeinigt – es gibt eine Steigerung um 2,8 Prozent. "Das befürchtete, schlechte Ergebnis", kommentiert der Hausärztinnen- und Hausärzteverband.

Diabetes-Organisationen

"Sozialen Medien immer stärker rechtsfreier Raum für gefährliche Desinformation"

Immer häufiger stoßen Patienten mit Diabetes in sozialen Netzwerken auf Angebote für angebliche Wundermittel – zum Teil mit gefälschten Logos von Fachgesellschaften. Verbände sprechen von einer „Welle von Fake-Angeboten“ und wehren sich mit Anzeigen und Öffentlichkeitsarbeit.

Apothekenreform

Hausärztinnen- und Hausärzteverband kündigt Widerstand an

Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband zeigt den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums für eine Apothekenreform die rote Karte: Sie seien ein „Dammbruch und eine Gefahr für die Patientensicherheit“, warnten am Dienstag die Bundesvorsitzenden Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier.

Apothekenreform

Mehr Verantwortung für Apotheken – Medikamente künftig auch ohne Rezept

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken hat auf dem Deutschen Apothekertag Eckpunkte einer geplanten Apothekenreform vorgestellt. Sie will die heilkundlichen Leistungen der Apotheken erweitern, die Abgabe bestimmter Medikamente auch ohne ärztliche Verschreibung ermöglichen und die Apotheken stärker in Prävention und Versorgung einbinden.

Antwort der Regierung

Gesetzesprozess für Notfallreform soll im Herbst starten

Die Bundesregierung hält offenbar am Zeitplan fest, eine Reform der Notfallversorgung noch in diesem Jahr auf den Weg zu bringen. In ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion kündigt die schwarz-rote Koalition an, dass sie eine entsprechende Gesetzesinitiative für diesen Herbst anstrebe.

MB Hamburg-Umfrage

„Die Machtstrukturen in Kliniken sind ungesund“

Die Arbeitskultur in Hamburger Kliniken ist von starren Hierarchien, Machtkonzentration und mangelnder Vielfalt geprägt. Das zeigt eine Umfrage des Marburger Bundes Hamburg, an der im Juli rund 500 Ärztinnen und Ärzte teilnahmen.

Neue Spezifikationen beschlossen

So soll die ePA erweitert werden

Die elektronische Patientenakte (ePA) soll neue Funktionen bekommen. Die Gesellschafter der Gematik haben Spezifikationen für die Funktionserweiterung und Zeitpläne zur Umsetzung beschlossen.

Anästhesisten fordern Investitionen

„Im Kriegsfall reichen unsere Strukturen nicht“

Pandemien, Naturkatastrophen, sicherheitspolitische Bedrohungen bis hin zum Verteidigungsfall – Deutschland steht vor neuen Herausforderungen. Wie kann die medizinische Versorgungsstruktur krisenfest gemacht werden? Dazu haben sich die Anästhesisten am Montag geäußert.

GKV-Finanzen

Warken: „Alle Versorgungsbereiche müssen auf den Prüfstand“

Noch diskutiert die Bundesregierung, wie neue Beitragssteigerungen für das kommende Jahr vermieden werden. Mittel- und langfristige Lösungen erwartet Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) von der heute eingesetzten Kommission. Sie soll auch prüfen ob Praxisgebühr und Primärarztsystem zusammenpassen.

KBV-VV

"Warken muss als Krisenmanagerin herhalten"

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen, hat sich auf der Vertreterversammlung in Berlin am Freitag noch einmal massiv gegen die Forderung der Krankenkassen positioniert, bei den Niedergelassenen den Rotstift anzusetzen. Um die GKV-Finanzen in den Griff zu bekommen, sei nun vielmehr wichtig, von der Devise „Jeder bekommt alles zu jeder Zeit“ wegzukommen.

Europäische Patientenakte

Bahr: Unfassbar, dass Praxen vor der ePA warnen

Die elektronische Patientenakte ist schon jetzt ein Erfolgsmodell, meint Gematik-Chef Florian Fuhrmann. Indes wettert Allianz-Krankenversicherungs-Vorstand und Ex-FDP-Politiker Daniel Bahr gegen Arztpraxen, die vor der elektronischen Patientenakte warnen.

Wofür steht der änd?

Mehr als 50.000 Ärzte lesen, diskutieren und teilen ihr Wissen. Kostenlos anmelden Nur für Ärzte!

Kollegenfragen - Diagnose und Behandlung

Sie brauchen einen Rat oder haben Antwort auf die Fragen eines Kollegen? Machen Sie mit

Jetzt Fragen stellen